VÖ: 28.11.2014
Label: Columbia Records
Autor: MC Lucius
Bewertung: 8 / 10
Sechs Jahre nachdem der „Rock’n’Roll Train“ der weltweiten Hörerschaft von AC/DC um und in die Ohren fuhr, und das dazugehörige Album „Black Ice“ eindrucksvoll untermauerte, daß diese schottisch – australische Riff Rock Institution sehr wohl noch am Leben ist, präsentieren AC/DC ihren 15. (internationalen) Longplayer mit dem beziehungsschwangeren Titel Rock or Bust. Und um es gleich vorweg zu nehmen: kaputt oder futsch (eben „bust“) ist die Band noch lange nicht, auch wenn sie mit dem aktuellen Werk keinen Meilenstein der Rock Historie vom Schlage „Highway to Hell“ oder „Back in Black“ geschaffen hat.
In jedem Fall gelingt der Einstieg in die Langrille so, wie man es sich von AC/DC wünscht. Gleich mit dem Titelsong beweisen die zum Quartett geschrumpften Starkstrom Rocker, daß sie den Verlust ihres einstigen Vordenkers Malcolm Young, der krankheitsbedingt aus der Formation ausscheiden mußte und nicht einmal im Vorfeld mehr am Entstehungsprozess der Songs beteiligt war, erstaunlich locker weggesteckt hat. Allerdings konnte sich der kleine Bruder Angus ja über Jahrzehnte hinweg von Malcolm abschauen, wie AC/DC zu führen ist, damit die Band funktioniert.
Die erste Single, „Play Ball“, hat genügend Potenzial um künftig als AC/DC Klassiker einen Rang wie „Hell’s Bells“, „Thunderstruck“ oder das unverwüstliche „Highway to Hell“ einzunehmen.
„Rock the Blues Away“ weist eine leichte Boogie Schlagseite im Stile von Status Quo auf, was in Verbindung mit dem eingängigen Refrain beste Voraussetzungen für einen Ohrwurm schafft.
„Miss Adventure“ würde wahrscheinlich als eher schwacher Track zum einen Ohr rein und zum anderen auch gleich wieder raus rauschen, wäre da nicht dieser an „Thunderstruck“ erinnernde „La-la-la“ Background, der sich im Gehörgang einnistet.
Auch mit „Dogs of War“ fahren die Pub Rocker zwar solides, keineswegs aber alles überstrahlendes Songmaterial auf. Immerhin: Angus glänzt mit einigen netten Gitarrenläufen.
Mit „Got some Rock’n’Roll Thunder“ wird der Härtegrad der Scheibe wieder angehoben. Das Ding groovt richtig gut ins Ohr, punktet vor allem durch ein Riffing, welches Gitarrenschülern als Hörbeispiel dienen könnte.
Auch das folgende „Hard Times“ birgt alle Tugenden eines typischen AC/DC Songs in sich. Hier steht die im Bandsound über all die Jahrzehnte so wichtige Blues Komponente im Blickpunkt.
Ihre Feuertaufe bestehen Brian Johnson, Cliff Williams, Angus Young und sein Neffe Stevie Young, der Malcolm ersetzt, in „Baptism By Fire“. Ein Up Tempo Kracher mit dem amtlichen Party Mucke Stempel. Frisch, fröhlich, frei herausgerotzt, als seien hier Jungspunde am Werk.
Eine Stadionhymne vom Schlage „Back in Black“ oder „It’s a long Way to the Top (If you wanna Rock’n’Roll)” folgt mit dem stampfenden “Rock The House” (mitgezählt jemand? Es ist der vierte von bis hierhin neun Tracks, der das Wörtchen „Rock“ im Titel trägt). Ein einfacher Sing-a-long Refrain plus wummernde Donnerschläge, die augenblicklich in der Magengrube landen, lassen die kurze Nummer (2:42) zu einem Highlight von Rock Or Bust werden.
Als Rausschmeißer scheinen mir weder „Sweet Candy“ noch das abschließende „Emission Control“ so recht geeignet. AC/DC sehen das wohl anders und so klingt nach nur gut 35 Minuten ein Album aus, welches zwar nicht an die ganz großen Werke der Band herankommt, aber sich doch gleich dahinter, dort wo Langrillen wie „Black Ice“ oder „The Razor’s Edge“ stehen, einreiht und sich deutlich von Flops wie „Flick of the Switch“ oder „Fly on the Wall“ abhebt.
Eigentlich ein Album, welches für sieben Monkey Coins gut ist. Doch weil sie auch den Verlust ihres Spiritus Rector M.Y. wegstecken mussten, was für keine Band so einfach ist, gibt es von mir einen Bonus Coin.
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