VÖ: 10.09.2021
Label: Century Media Records
Autor: Kerbinator
Bewertung: 8 / 10
Spricht man von belgischem Death Metal, spricht man automatisch auch von Aborted. Die 1995 gegründete Band ist nach wie vor schwer aktiv, auch wenn mit Sänger Sven de Caluwe nur noch ein Original-Mitglied dabei ist. Früher mit viel Spuren des Crust und Grindcore behaftet, hat sich die Musik von Aborted im Verlauf zu (fast) reinrassigem Death Metal gemausert, der technisch höchsten Ansprüchen genügt und dennoch mit einer Urgewalt über einen hereinbricht. So auch auf dem neuesten Album „ManiaCult“, dem ersten seit „TerrorVision“ von 2018.
„ManiaCult“, eine kranke Sekte die Menschenopfer fordert in Verbindung mit Beschwörung von Lovecraft-Dämonen. Ideale Voraussetzungen für ein brutales und dennoch vereinzelt mystisches Death Metal Album. Das Quasi-Intro „Verderf“ beginnt mit verstörenden, tragischen Klängen und wird mit wuchtigen Paukenschlägen zu einem Gratmesser, was denn da kommen möge. Sven de Caluwe setzt ein erstes Ausrufezeichen mit herrlichem Gebrüll, bevor die Todesblei-Abfahrt mit dem Titelsong „ManiaCult“ so richtig Fahrt aufnimmt.
Schlagzeuger Ken Bedene tackert mit seinem Nähmaschinen-Getrigger alles zusammen, liefert bei den Tempiwechseln aber knallharten, wuchtigen Beat ab. Ein Sound wie ein heftiges Gewitter bricht über den Hörer permanent herein, was sicherlich auch an den saustarken, ballernden Riffs von Gitarrist Ian Jekelis liegt. Dazu der Wechsel von tiefem Gegrowle und aggressivem Screaming von Sven de Caluwe, alles andere als eintönig inszeniert.
Bei „Impetus Ordi“ und „Portal To Vacuity“ wirken die Eruptionen ein wenig angeschwärzt. Immer wieder werden die schnellen Abfahrten durch plötzliches Übergehen in wahre Monster-Grooves unterbrochen. Die Wucht erschlägt einen fast und zeigt, wie technisch hervorragend Aborted mittlerweile unterwegs sind. Keine Spur mehr von stumpfem Crust oder Grind. Eher kann man heutzutage sogar Riffs aus dem Melo-Death Bereich finden, wie bei „Dementophobia“, einer beinahe Carcass-Verbeugung.
Neben aller neuen Freude an mehr Groove und harter Melodik sind trotzdem ein paar typsiche Aborted Schlachtplatten auf dem Album zu finden. So trümmern „Grotesque“ und das abschließende „I Prediletti: The Folly Of The Gods“ sehr old schoolig durch die Gegend und hauen einem noch die letzte Müdigkeit aus den Knochen.
„ManiaCult“ ist ein brutales, technisch starkes Death Metal Album, welches alte und neue Facetten von Aborted aufzeigt. Damit spielt man in vorderster Liga mit und lässt keinen Stein auf dem anderen. Ein Album, das von vorne bis hinten knallt und live sicherlich nur verbrannte Erde zurücklässt. Ein Fest für Freunde wirkungsvoll geschmetterten und technisch versierten Brutalo-Death-Metals.
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