VÖ: 08.02.2019
Label: Timezone Records
Autor: MC Lucius
Bewertung: 9 / 10
Frage: Was macht ein Musiker und Songwriter, wenn er schon eine ganze Reihe an Songs für das geplante neue Album geschrieben hat und urplötzlich miit dem Material nicht mehr zufrieden ist? Antwort: Er stampft die bisher aufgenommenen Stücke wieder ein und beginnt einen neuen Songwriting Prozess. So geschehen bei der neuen Langspielplatte der Southern Blues Rock Formation 3 Dayz Whizkey. T.G. Copperfield, Spiritus Rector der Regensburger, hatte dieses Erlebnis vor mehr als zwei Jahren.
Die im zweiten Anlauf entstandenen Tracks sind nun auf der vierten Studioproduktion von 3 Dayz Whizkey jedem Musikfan zugänglich. Und was es da zu hören gibt, ist aller Ehren wert. Zunächst einmal klingen die Arrangements derart amerikanisch, dass niemand auf die Idee käme, hinter "Common Buzzard Blues" eine deutsche Produktion zu vermuten. Heftig scheppernder Rock, wehklagender Blues und breite Country Attitüde klingen so authentisch, dass man sich direkt nach Louisiana, Mississippi oder Tennessee versetzt fühlt.
Ob die Truppe das Gaspedal durchdrückt oder mit angezogener Handbremse agiert, macht bei den groovigen Songs keinen Unterschied. Zwar hat man den Eindruck, dass das Material im Vergleich zu den früheren Alben insgesamt etwas ruhiger ausgerichtet ist, doch ist dies auch ein Zeichen für einen Reifeprozess, den die Band seit der letzten Veröffentlichung "Steam" (2014) durchlaufen hat. Sicherlich spielt auch die Tatsache, dass man seither ein Keyboard fest im Bandgefüge installiert hat, hier eine nicht unerhebliche Rolle. Zwar drängen sich die Keys nie in den Vordergrund, sind aber dennoch immer präsent und unterstützen den Gesamtsound der Formation auf angenehme Weise. Klar, das Genre Southern Blues Rock, ebenso wie natürlich auch die immer wieder auftretenden Country Einschübe, ist natürlich Gitarren betont und an dieses ungeschriebene Gesetz halten sich auch die Jungs aus der Oberpfalz.
Der Fuß wippt vom ersten Ton des Openers "Back On The River" heftig mit, was sich auch bei den Folgestücken nicht ändert. "Stop" lebt von seinem Swamp Blues Twist, während der "Highway Song" mit seinem A capella Intro und der akustischen Gitarre anheimelnde Lagerfeuer Romantik aufkommen lässt. Und das ist keineswegs negativ zu verstehen, denn T.G. Copperfield und seine Mitstreiter Myles Tyler (vocals), Dominik Weber (keys), Brad the Snake (guitar), Big Tony (bass) und Little Chris (drums) verlieren sich nicht auf ausgelatschten Klischee Pfaden. Knarzende Gitarren und rollende Keyboards sorgen für ein wohltuendes Hör Erlebnis. Auch die Anordnung der Lieder auf dem Album darf als gelungen angesehen werden. So folgt beispielsweise auf die Uptempo Nummern "Railroad Track" und "Bad Boy" die wunderschöne akustisch gehaltene Country Ballade "Jolene", die mit dem gleichnamigen Dolly Parton Hit allerdings nur den Titel gemein hat.
Fazit: Wer seine musikalische Erfüllung irgendwo zwischen Tom Petty, Stevie Ray Vaughan, CCR / John Fogerty und ZZ Top findet, der sollte nicht zögern, sich bei 3 Dayz Whizkey zu bedienen, denn "Common Buzzard Blues", benannt übrigens nach einem Bussard, der während des Schreib Prozesses seine Kreise über der Copperfield Ranch zog, wurde auf alt herkömmliche Weise mit allen Musikern auf einen Schlag im Studio eingespielt und verzichtet daher auf Overdubs. Die meisten Songs entstanden somit sogar in nur drei Takes. Das ist heutzutage nicht mehr üblich, aber genau dadurch erhalten die Aufnahmen ihr besonderes Flair. Well done, 3 Dayz Whizkey.
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