Location: Colos Saal Aschaffenburg
am: 09.02.2019
Spazierte man in früheren Jahren einfach so in den Colos Saal, bezahlte an der Abendkasse und holte sich das erste Bier an der Theke, die noch gar nicht darauf vorbereitet war, so besorgt man sich heutzutage vorsichtshalber sein Ticket im Voraus. Denn bereits die fünfte Ausgabe von Titans of Metal im Jahr 2018 ließ den Musik-Club recht voll werden. Und da auch dieses Mal das Line Up das gleiche war, konnte man erneut von hoher Resonanz ausgehen. Sicherlich auch ein Umstand, den man den Alzenauern Thornbridge verdanken kann, denn mit ihrem Deal bei einem internationalen Label und dem dazugehörigen neuen Album zieht das Qartett zusätzlich Leute an.
So wurde auch diesmal der Colos Saal ziemlich voll, was natürlich auch den Lokalmatadoren Cervet und dem Headliner Metal Attack zuzuschreiben ist. Das Titans of Metal ist jedes Jahr ein „Familientreffen“ gestandener Metaller. Man kennt sich, man redet, man trinkt. Aber nicht zu übersehen ist, daß auch der Nachwuchs verstärkt Interesse an dieser Veranstaltung zeigt und das metallische Wort weitergegeben wird. So soll es sein, so muß es sein.
Opener des diesjährigen Reigens waren Thornbridge. So tummelten sich schon weit vor Beginn eine Reihe von Fotografen und eingefleischten Fans direkt vor der Bühne. Bei den Ansagen von Sänger Mo konnte man allerdings zwischen den Zeilen heraushören, daß die Band mit dem Opener-Slot nicht ganz so glücklich war. Immer wieder wurde auf die Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit hingewiesen und wie gerne hätte man mehr Songs gespielt. Nun ja, der gesteigerten Professionalität der Band tat dies dennoch keinen Abbruch. Spieltechnisch legten Thornbridge sowieso die Meßlatte hoch und der fantasy-beeinflusste Power Metal der Band überzeugte von Anfang an. Gerade die Songs des neuen Albums „Theatrical Masterpiece“ kamen meiner Meinung nach besser rüber, als die noch mehr von Bands wie Orden Ogan und Rhapsody of Fire beeinflussten Nummern von „What Will Prevail“ (Ausnahme der Titelsong, ein gnadenloser Smasher !). Zwar bieten die neuen Tracks mehr Sperrigkeit und sind nicht mehr ganz so eingängig, dafür wird die musikalische Klasse von beispielsweise Gitarrist Pat umso deutlicher. Fein auch die meist in grün und gelb gehaltene Lightshow, die eine besondere Atmosphäre erzeugte. Basser Burghi musste sich wieder einmal dem Spott von Mo erwehren (gewechselte Unterhose)...toller Auftritt, runde Sache.
Als zweite Band durften nach kurzer Umbaupause Cervet ran. Und ja, es gibt immer noch kein neues Album. Die Band befindet sich im 30. Jahr ihres Bestehens und wird wie ein guter Wein mit den Jahren immer besser. Der knallharte Thrash der Band ist dem Publikum seit Jahren bekannt und die Songs kann man im Schlaf mitbangen (wo war übrigens „Yes, we Bang ! ?“). Optisch haben Cervet neben den üblichen Requisiten mit zwei Rauchsäulen-Spendern aufgerüstet und für's Auge bot man eine hübsche Zombie-Frau („Zombie Riot“), den maskierten, schwertschwingenden König („King of the Dead“) und eine weitere holde Weiblichkeit auf, die jeden Musiker amtlich bezirzte. Ob diese Damen den kleinen Moshpit vor der Bühne auslösten, ist nicht überliefert.
Sänger Zappa's Zoten zwischendurch sind zwar oftmals schon bekannt („hab ich den Herd ausgeschaltet ?“ - oder war es beim letzten Mal das Bügeleisen ? - egal.), sorgen aber für humorvolle Abwechslung zwischen den knallharten Thrash-Nummern. Hier boten Cervet amtliche Standard-Weisen wie „Season of the Witch“, „Secret City“ und „Sweet Home Chaos“. Wie gesagt, neue Songs gab's wie immer nicht. Die Triple-Axe Attacke Thomas, Patrick und Chef-Poser Tommy (im amtlichen Kiss Army Shirt) sorgten für stählerne Riffwände, die auch von Jahr zu Jahr immer massiver zu werden scheinen. Ein fantastischer Auftritt, der den Slot als zweite Band mehr als rechtfertigte. Zappa kündigte noch einen Auftritt mit Tankard und für den November die oberamtliche Abrißparty zum 30-jährigen Bandjubiläum im Jukuz Aschaffenburg an. Wer da dann fehlt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Traditionell als Headliner traten auch diesmal wieder die Jungs von Metal Attack auf. Die Truppe um Szene-Veteran Ratlow gab sich auf bekanntem Terrain keinerlei Blöße und lieferte souverän ab. Wobei die Stimme von Ratlow zu Beginn noch eine gewisse Aufwärmphase benötigte und erst ab dem zweiten, dritten Song zu gewohnter Stärke auflief. Schön ist es, daß Metal Attack meist Cover Versionen von Songs spielen, die man von anderen Cover Bands selten hört (ein „Fear of the Dark“ oder „Warriors of the World“ sucht man vergeblich).
Dennoch kennt der geneigte Metal-Fan natürlich die Songs und wer schnalzt bei „The Sentinel“, „Rotten to the Core“ oder „South of Heaven“ nicht mit der Zunge. Ratlow lässt mit diversen Verkleidungen (Sonnebrille, Hut) mehrmals die coole Sau raus, die spezielle Wirkung von Metal Attack entfachten aber wie immer die tollen Gitarristen Aslan und Atti, Bassist Grizz (grünfarbene Saiten, wo gibt’s denn sowas ?) und Drummer Battory. Am beindruckendsten bei Ozzy's „Bark at the Moon“ mit fast schon Jake E. Lee Genialität. Warum man aber bei einem ehrfürchtigen Song wie „Holy Diver“ in Nu Metal Manier herumhüpfen muss, erschließt sich mir nicht. Vielleicht scheint hier der Einfluß von Aslan etwas durch, der neuerdings ja auch in der Band „Nu“ spielt. Abräumer des Abends war dann, man konnte es beinahe ahnen, „Under Jolly Roger“, bei dem auch Ober-Pirat Ratlow zur Höchstform auflief. Sehr starke Setlist, die von Metal Attack jedesmal um ein paar Songs verändert wird.
Titans of Metal 6 war wieder eine tolle Veranstaltung von Bekannten für Bekannte und solche, die es werden wollen. Man kann diesen Bands nicht hoch genug anrechnen, was sie auch durch diese Veranstaltung für die lokale Szene leisten. Michael (Metal Aschaffenburg) trug übrigens ein Forbidden Daser-Shirt. Ein Wink mit dem Zaunpfahl ? Es wäre doch klasse, wenn aus diesem Band-Trio vielleicht sogar ein Quartett (mit früherer Anfangszeit) werden würde. Wer weiß....
Aus dem Pit berichtete Kerbinator