Location: Spessarthalle, Heinrichsthal
am: 07.04.2018
Stoner Rock, Alternative Rock, klassischer Heavy Metal - durch die Auswahl der Bands für die 12. Auflage des alljährlich in der kleinen Hochspessart Gemeinde stattfindenden Ein Tages Indoor Festival hatte der veranstaltende Verein Spessart Rock e.V. bereits im Vorfeld dafür gesorgt, dass Fans verschiedenster Genres sich angesprochen fühlen konnten.
Für Events dieser Art ist es natürlich elementar wichtig, dass der vorgegebene Zeitrahmen, gerade was die Running Order angeht, strikt eingehalten wird. So stand bereits eine halbe Stunde nach Saalöffnung ab 20:00 Uhr der Opening Act BIRD'S VIEW auf der Bühne. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass abends um Acht noch nicht wirklich viele Menschen auf der Piste sind. So konnten die Hessen ihr dreiviertelstündiges Set leider nur einem überschaubaren Publikum darbieten. Dieses kam jedoch in den Genuss erstklassigen Stoner Rocks, durchzogen mit doomigen Elementen und immer wieder überraschenden Breaks und Tempiwechseln. Technisch auf einem hohen Niveau und von der engagierten Technik Crew auch mit einwandfreiem Sound ausgestattet, begeisterte Bird's View auch anwesende Musiker, wie den Cervet Gitarristen Thomas Mayer, der sich seine Teilnahme am Spessart Rock auch anno 2018 nicht nehmen ließ. Aus der Vogelpersektive betrachtet, dürfen sich die jungen Rodgauer als einer der Gewinner des Abends feiern lassen.
Nach einer kurzen Umbaupause war es ab 21:00 Uhr Zeit für die nächste Youngster Truppe: PULVER. Ich konnte ja auch im Small Talk mit den Musikern an jenem Abend nicht wirklich eruieren, ob der Bandname nun deutsch, also wie geschrieben Pulver, oder doch englisch, sprich: Palver, auszusprechen ist. Aber das ist natürlich nur eine Randnotiz. Denn das Hauptaugenmerk liegt selbstverständlich auf der Mucke. Und die überzeugte auf ganzer Linie. Schon etwas älteres Klientel wie der Rock Castle Franken Reporter vor Ort, schwebte einige Zentimeter über dem Hallenboden, denn was die Endzwanziger aus Aschaffenburg und Umgebung da zu Gehör brachten war guter, alter Heavy Metal klassischen Zuschnitts. Und die Jungs, die noch gar nicht geboren waren, als diese Musik en Vogue war, hatten ihre Hausaufgaben gemacht. Einflüsse der großen, alten Namen fanden sich in ihren Songs wieder. Klang ein Stück noch nach Iron Maiden, hatte das nächste durchaus Sabbath'sche Züge. Wurde das Gaspedal voll durchgedrückt, erinnerte das durchaus an Motörhead. Und auch Hard Rock typische Akkorde in bester Thin Lizzy Manier haben im einstündigen Set der erst 2016 gegründeten Band ihren Platz. Hats off, das war ein überzeugender Vortrag.
Nach Umbaupause Nummer Zwei betrat ab 22:15 mit RENO VEGA die Band mit dem wahrscheinlich größten Namen auf dem Billing die Bühne. Passend zu ihrem Namen erklang aus dem Off zunächst Elvis Presley's "Viva Las Vegas", ehe die drei Musiker mit Live Musik in ihr Set starteten. Ihr Alternative Rock ist durchzogen von psychedelischen Elementen. Der Geist eines Jerry Garcia und seiner ikonischen Band Grateful Dead weht durch die Musik des Trios. Dabei verschleppen sie auch mal das Tempo. Außerdem gehören ausgedehnte Instrumental Passagen zu ihrer Musik. Ich persönlich hatte zwar das Gefühl, dass die zuvor blendend aufgeheizte Stimmung ein wenig flöten ging. Doch die inzwischen rund 200 Musik Freaks sahen das ganz anders. Sie feierten Reno Vega und auch die Jungs auf der Bühne hatten sichtlich Spaß an ihrem 60 minütigen Set.
Nachdem die ersten drei Bands des Spessart Rock ihre eigenen Songs präsentierten, sollte mit BALBOA auch eine Cover Band zu Ehren kommen. Dies entspricht voll und ganz dem Credo des Veranstalters. Nun gibt es Cover Bands und es gibt Cover Bands. Balboa spielen nun nicht gerade die Riege der allseits bekannten Gassenhauer des Genres, sondern fahren eher so ein wenig die Underground Schiene. Man sah dem ein oder anderen Besucher durchaus die Verwunderung an, denn auf "Highway To Hell" oder "Master Of Puppets" wartete man vergebens. Dafür pflügten die fünf jungen Rocker das Feld der Alice In Chains oder Creed um. Damit fährt man ein Programm, womit man nicht von Beginn auf der sicheren Seite steht. Doch Balboa verstanden es, den Spaß, den sie selber auf der Bühne augenscheinlich hatten, auf das Publikum zu übertragen. Unbekümmert und als Eyecatcher für die Mädels im Saal auch teilweise Oberkörper frei coverte sich der Fünfer ab halb Zwölf rund 100 Minuten durch ein druckvolles Set mit vielen Überraschungen. Eine gelungene Performance und ein würdiger Abschluß um in Sachen Spessart Rock das Dutzend vollzumachen.
Apropos Mädels. Auf die im Vorfeld von mir angepriesenen nettesten und freundlichsten Bardamen der westlichen Hemisphäre mussten der Reporter und die Besucher komplett verzichten. Ausschließlich Kerle, im Spessart natürlich gestandene Ausgaben der Spezies, waren an der Bar im Dienst. Wie es dazu kommen konnte? Ich habe natürlich nachgehakt. Zunächst wurden innerhalb des Vereins Listen ausgelegt, in die man sich freiwillig für die unterschiedlichen Dienste eintragen konnte. In der Spalte "Bar" hatten sich zunächst einmal nur Männer eingetragen. Als der für diesen Bereich Verantwortliche die Liste schließlich auffüllte, tat er dies auch ausschließlich mit maskulinen Spessart Rockern. Welch ein Faux Pas! Da kann man nur auf Wiedergutmachung 2019 hoffen. Wer eine Bundeskanzlerin hat, darf auch einen femininen Touch an der Bar erwarten. Die Rahmenbedingungen, gerade was das Outfit dann angeht, wurden bereits festgelegt... ;)
Was bleibt also nach dem Spessart Rock 2018? Als erstes ist hier natürlich dem Verein zu danken, der wieder ein sehr gut austariertes Billing aufgeboten hatte und den Abend ohne Probleme durchziehen konnte. Es ist den Machern zu wünschen, dass es in Sachen Zuschauer Zuspruch auch mal wieder bergauf geht. Zwar zeigte man sich letztlich mit der Anzahl der Besucher zufrieden, aber das Spessart Rock verträgt schon noch den ein oder anderen Fan mehr. Dieses Event im Landkreis Aschaffenburg mit seinen auch in diesem Jahr wieder fairen Preisen, sei es was den Eintritt oder auch die Kosten für Getränke und Essen angeht, hat es verdient. Weiter so und auf ein Wiedersehen 2019.
Aus Heinrichsthal berichtete MC Lucius
Fotos: MC
LUCIUS
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