Location: Chateaux Buskett (Malta)
am: 09.03./10.03.2018
Malta ist eine Reise wert. Deshalb habe ich meinen diesjährigen Besuch beim Metal Over Malta Festival mit einer etwas längeren Urlaubsreise verbunden. Wildromantische Landschaften, felsige Küsten, eine im Frühling farbenfroh blühende Pflanzenwelt und viele Zeugnisse einer abwechslungsreichen Geschichte. All das bietet die maltesische Inselgruppe im südlichen Mittelmeer. Und natürliches viel viel Sonne. Für mich standen in diesem Jahr Gozo und Comino, die Hauptstadt Valletta, die alte Hauptstadt Mdina und vieles mehr auf dem Programm. Wer Metal-Fan ist sollte sich einen Trip zu einem der zahlreichen Festivals auf Malta nicht entgehen lassen. Einige ausgewählte Bilder gibt es hier zu sehen. Mehr davon auf Flickr.
Das Metal Over Malta Festival fand in diesem Jahr bereits zum vierten statt. Austragungsort war erneut das Château Buskett im landschaftlich reizvollen Buskett Garden. Hier kann man die wohl ältesten und größten Bäume Maltas sehen. Auch in diesem Jahr wurde das Festival mit viel Liebe von den Mitgliedern der maltesischen Band Weeping Silence organisiert. Und auch die Bilder vom Festival kann man auf Flickr sehen.
Freitag:
Den ersten Tag eröffneten die einheimischen Align The Tide. Ich muss allerdings gestehen, dass ich mich mit Nu Metal noch nie anfreunden konnte. Und das gelang auch an diesem Abend nicht. Aber bei den anwesenden Fans konnten die Musiker mit ihrer energiegeladenen Show durchaus punkten. Anschließend gab es Technical Death Metal auf die Ohren. Die aus der italienischen Hauptstadt Rom angereisten Gravestone verarbeiteten zusätzlich noch Prog-Elemente in ihren schwer zugänglichen Sound.
Aus Tunesien kommen eine Reihe hochkarätiger Metal-Bands. Eine davon stand anschließend auf der Bühne, Carthagods wurden bereits 1990 gegründet und sind somit wohl eine der ersten Metal-Bands des nordafrikanischen Staates. Und die Jungs spielten astreinen Power Metal. Eine Personalie am Rande, die Lead-Gitarre spielte Timo Somers (Delain). Die Italiener von Eversin bezeichnen ihre Musik als Post Thrash Metal. Zum Thrash-Geknalle gesellten sich bitterböse Growls.
Seit 2003 stehen Ereb Altor auf der Bühne. Gegründet von den Isole Mitgliedern Mats (Jimmy Mattson) und Ragnar (Daniel Bryntse). Da versteht es sich fast von selbst, dass der sich der Sound beider Bands ähnelt. Die als Scandinavian Metal bezeichnete Musik enthält eine Vielzahl epischer Doom-Elemente, ist allerdings rockiger. Die zumeist in der Landessprache geschriebenen Texte beschäftigen sich häufig mit der nordischen Mythologie.
Zuletzt habe ich Sirenia beim Dames Of Darkness im englischen Bilston live erlebt, damals noch mit Sängerin Ailyn Giménez. Inzwischen hat sich aber das Personal-Karussell gedreht. Neue Frontfrau ist seit 2016 die Französin Emmanuelle Zoldan. Ich war natürlich gespannt auf den Auftritt der neuen Sängerin. Und Emmanuelle konnte mich mit ihrer ausdrucksstarken Stimme voll überzeugen. Zumeist sang sie etwas tiefer als ihre Vorgängerin, wagte sich aber auch in höhere Tonlagen. Die Band um Mastermind Morten Veland präsentierte an diesem Abend ihr aktuelles Album “Dim Days Of Dolor”, von dem vier Songs gespielt wurden. Obwohl Sirenia an diesem Abend ohne Bassisten antraten, war das erneut eine überzeugende Show.
Und noch eine Show nach dem Headliner? Aber Steel Engraved konnten wegen terminlicher Probleme nur am Freitag auftreten und das war der einzige freie Slot. Obwohl sich die Reihen vor der Bühne bereits gelichtet hatten, sorgten die Deutschen mit ihrem Power Metal noch für großartige Stimmung. Auch technische Probleme mit dem Schlagzeug konnten die Musiker nicht beindrucken.
Samstag:
Auch der Samstag wurde von einer einheimischen Band eröffnet. Insurgence spielen einen melodischen Metal mit einigen Thrash-Einflüssen. Sänger Keith Cordina wechselte zwischen Klargesang und Growls. Es machte richtig Spaß der Band zuzuhören. Danach gab es Doom in Kombination mit dezenten Death-Elementen. Die Italiener von Invernoir zelebrierten diesen mit langsamen schwermütigen Melodiebögen.
Eine interessante Metal Mixtur präsentierten dann Vinegar Hill aus der Steiermark (Österreich). Melodischer Metal und schnelle Thrash Parts wechselten sich ab. Nicht ganz so abgefahren, wie so manch andere Band aus dem Alpenland, die ich in letzter Zeit live erlebt habe, aber trotzdem etwas ungewöhnlich. Während Sänger Dominik Stadler noch Klargesang mit Growls mischte, verzichteten Off The Cross gänzlich auf cleane Gesänge. trotzdem klangen die Songs der Belgier recht gefällig. Melodische Melodien und Thrash wurden angereichert mit harten Metal-Rhythmen.
Und noch einmal waren schwermütige Klänge zu hören. Für die schwedischen Doom-Altmeister Isole war es der erste Gig nach einer längeren Pause. Wurden die Band unter dem Namen Forlorn gegründet, die Namensänderung in Isole erfolgte dann 2003. Die Musiker zeigten wie brachial Schwermut klingen kann. Die Songs mit Überlänge wurden durch geniale Gitarren-Soli veredelt.
Eigentlich sollte es eine ganz besondere Show werden. Die Veranstalter Weeping Silence wurden vor zwanzig Jahren gegründet. Und das Debütalbum “End Of An Era” erschien vor zehn Jahren. Doch leider kam es ganz anders. Wenige Wochen vor dem Festival verließen vier Mitglieder die Band. Die verbleibenden Musiker wollen jedoch weitermachen, allerdings mit einem Stillwechsel. So sahen die Fans an diesem Abend eine Farewell-Show des aktuellen Lineups, ein letztes Mal Doom-Metal skandinavischer Prägung von der Sonneninsel. Die Musiker legten sich noch einmal so richtig ins Zeug und lieferten wohl eine ihrer besten Shows. Mit “Second Age Of Death” wurde auch noch ein neuer Song vorgestellt, der eigentlich für das nächste Album geplant war nun aber unveröffentlicht bleibt. Zum Schluss gab es viel Tränen, die Musiker lagen sich ein letztes Mal in den Armen. Man mag es gar nicht glauben, dass diese Ära nun vorbei sein soll.
Finnland ist eine Hochburg des Pagan Metal (Fintroll, Korpiklaani). Beim Metal Over Malta 2018 setzten Moonsorrow den Schlusspunkt. Gegründet wurde die Band 1995. Nach diversen Demos wurde acht Studioalben veröffentlicht. In die melodischen Songs wurden gekonnt Elemente der finnischen Folklore eingebunden. Selbstverständlich waren auch die Song-Texte in der Landessprache verfasst. beide Gitarristen und der Bassist teilten sich die Gesangslinien, sowohl im Klargesang als auch bei den Growls. Ein würdiger Abschluss des Festivals.
Auch die vierte Auflage des Metal Over Malta war ein voller Erfolg. Die Auswahl der Bands war äußerst abwechslungsreich. Der Sound war wie in den letzten Jahren sehr gut, die Licht-Show hervorragend. In den Umbaupausen sorgte DJ Toty für die passende Unterhaltung. Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten, an die Bands, an den Veranstalter Weeping Silence sowie an die Technik. Selbstverständlich werde ich auch im nächsten Jahr wieder dabei sein.
Aus Malta berichtete Rainer Kerber
Fotos: Rainer Kerber
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