Female Metal Event  2018

Location:  Diverse Clubs in Eindhoven / NL

am:  10.10. - 14.10.2018

Das Female Metal Event in Eindhoven ist inzwischen schon eine gute Tradition. In diesem Jahr gab es die fünfte Ausgabe zu feiern. Allerdings ist es mit den Jahren doch ein wenig geschrumpft. War in den Anfangsjahren das Effenaar der Austragungsort, so zogen die Verantwortlichen inzwischen in das kleinere Dynamo um. Trotzdem gab es noch immer Restkarten. Auch zugkräftige Headliner suchte man vergebens. so war für den Samstag lediglich die Doppelspitze Beyond The Black und Cellar Darling avisiert. Die Bilder des Abends kann man auf Flickr sehen.

 

Mittwoch – Jubiläumsparty 5 Jahre FemME

 

Ort: Café The Jack Eindhoven

Aus Anlass des fünfjährigen Jubiläums gab es in diesem Jahr eine ganz besondere Veranstaltung. Die ersten 25 Käufer eines Combi-Tickets erhielten eine Einladung zur Jubiläums-Party in das Café The Jack. Dort hatten bereits die Niederländer von Beyond God ihre Instrumente aufgebaut. Im November letzten Jahres veröffentlichten die Musiker um Frontfrau Meryl Foreman ihr zweites Studioalbum “Dying To Feel Alive”. Und von diesem stammte auch die überwiegende Mehrheit der Songs des Abends. Allerdings scheint es in der Zwischenzeit einige Lineup-Wechsel gegeben zu haben. Unter anderem sind sie jetzt den mit zwei Gitarristen unterwegs, was für einen kraftvolleren Sound sorgt. Und wie schon auf dem Album singt Meryl vornehmlich in den mittleren Tonlagen. Die Ausflüge in den Sopran meistert sie aber auch perfekt. Ein überzeugender Auftakt in das Festival Wochenende.

 

Donnerstag – Pre-Party Painted Bass Records

 

Ort: Café Altstadt Eindhoven

Im vergangenen Jahr hatten sie auf dem FemME ihren allerersten Auftritt. In diesem Jahr eröffneten Phantom Elite, die niederländische Band um die brasilianische Sängerin Marina La Torraca (Exit Eden) die Pre-Party im Café Altstadt. Der Power Metal mit leichter Prog-Schlagseite begeisterte die anwesenden Fans. Selbstverständlich wurde das 2017er Debüt-Album “Wasteland” präsentiert. Neues Material der Band gab es allerdings noch nicht zu hören.

Danach gab es die erste Release-Show während des FemME. An diesem Donnerstag wurde “Moira” veröffentlicht, das dritte Studioalbum der Ungarn Ann my Guard. Und von diesem stammten auch die meisten Songs an diesem Abend. Bereits das Intro verbreitete den Flair ungarischer Folklore. Auch später gab es diverse folkloristische Zitate. Die Band um die blonde Sängerin und Bassistin Eszter Anna Baumann bezeichnet ihren rockigen Sound u.a. als “Doll Metal”. So hieß dann auch die erste EP.

 

Die Chilenin Caterina Nix wurde bekannt durch ihre Zusammenarbeit mit Timo Tolkki (ex-Stratovarius). Gemeinsam mit ihm veröffentlichte sie das Album “Chaos Magic”. Beim FemME war sie jedoch mit ihrer eigenen Band unterwegs. Während der Show konnte man deutlich die Handschrift des ehemaligen Stratovarius Songwriters erkennen. Das war bester Melodic Metal zu dem Caterinas kraftvolle Stimme perfekt passte. Als spezieller Gast stand Maestro Mistheria mit seiner Keytar auf Bühne. Mit bürgerlichen Namen Giuseppe Iampieri, wurde er unter anderem als Keyboarder für Bruce Dickinson oder auch durch das Vivaldi Metal Project bekannt.

 

Nach zwei Release-Shows in ihrer belgischen Heimat präsentierten Hell City ihr aktuelles Meisterwerk “Flesh & Bones” jetzt auch in den Niederlanden. Man merkte den Musikern förmlich an, dass sie nach mehreren Jahren Bühnenpause, in der die Band auf Eis lag, wieder voll motiviert zu Werke gehen. Allen voran Frontröhre Michelle Nivelle. Michelle möge verzeihen, aber sie ist eine richtige Rampensau. Dazu steuerte Schlagzeuger Tommy Goffin harsche Growls bei. Der Auftritt von Hell City an diesem Abend war Headliner-würdig, nicht nur für die pre-Party des Festivals.

 

Freitag

 

Ort: Dynamo

Der erste Tag des regulären Festivals startete im großen Saal mit Hydra. Die Band um Sängerin Lisa Rieger präsentierte Symphonic Metal vom Feinsten. Neben Songs ihrer beiden bisherigen Alben (“Malachite Skies” und “Solar Empire”) wurde auch neue Songs vorgestellt. Dadurch steigerte sich natürlich die Vorfreude auf die nächste Veröffentlichung. Die Sängerin überzeugte mit ihrer klaren Sopranstimme. Sie schreckte aber auch vor bösen Growls nicht zurück. In einem Interview erzählte mir Lisa, dass ihr der Wechsel zwischen Growls und Clean-Gesang noch nie schwergefallen ist. 

 

Mit dem Death Metal der ebenfalls aus Deutschland stammenden Band Mir zur Feier konnte ich mich nicht so recht anfreunden. Die Fans sahen das ganz anders, immerhin haben sich die Bielefelder als eine von zwei Bands bei den Battles durchgesetzt und somit ihre Einladung für das FemME bekommen.

 

Da waren Souldrinker schon eine ganz andere Nummer. Sängerin Iris Boanta sammelte Erfahrungen bei den AC/DC Tribute-Bands “Black Thunder Ladies” und “She’s Got the Balls” sowie den Melodic Metallern “Mystery” Stimmlich klingt sie wie eine Mischung aus Brian Johnson und Udo Dirkschneider. Und sie hat eine riesige Bühnen-Präsenz. Das war ein Hammer-Auftritt.

 

Die zweite Band, die sich bei den FemME Battles für das Festival qualifizieren konnte, waren Sounds Of September aus Tallinn, der Hauptstadt von Estland. Mit ihrem eingängigen Rock konnte die Band um Sängerin Mari-Liis Aljas und Gitarrist Alan Urva durchaus begeistern.

 

 In der Info zum aktuellen Album “The Light In The Dark” stand unter anderem, Masqued klingen wie die amerikanische Version von Nightwish, Delain oder Epica. Aber die Band aus Houston Texas sind definitiv kein weiterer Symphonic Metal Klon. Ganz im Gegenteil, während der Show gab es schnörkellosen Heavy Metal / Hard Rock auf die Ohren. Ich muss sagen, live gefallen mir die Texaner fast noch besser als auf dem Album. Sängerin Steffany Johnston überzeugte mit kraftvoller Stimme und einer großartigen Bühnen-Präsenz.

 

Talvienkeli aus Frankreich spielten melodischen Metal, der mit Prog-Elementen angereichtert ist. Musikalisch gab es an dem Auftritt nichts zu bemängeln. Aber leider klang die Sopranstimme von Camille Borrelly nicht immer sauber. Und die Keyboard-Melodien wurden vom Computer eingespielt. Eventuell wäre hier ein geändertes Arrangement ohne Keyboards die bessere Lösung gewesen.

 

Die beiden Masterminds von Crysalys, (Chiara Malvestiti und Fabio Amuri) kenne ich schon seit vielen Jahren. Entsprechend herzlich war dann auch die Begrüßung. Auch Crysalys spielten an diesem Tag eine Release-Show, von ihrer aktuellen EP “Moonlight Encounter”. Zum wiederholten Mal war ich von der Sopranstimme von Chiara begeistert. Gekrönt wurde die Show durch des Gastauftritt des italienischen Sängers Sirio. Die Duette der beiden sorgten für Gänsehaut-Gefühle. Damit steigt natürlich die Vorfreude auf das kommende Album.

 

Im vergangenen Jahr stand Nesrine Mahbouli als Bassistin von Persona auf der Bühne des FemME. In diesem Jahr kehrte sie als Sängerin der tunesischen Symphonic Metal Band Cartagena zurück nach Eindhoven. Und sie zeigte, dass sie eine wandlungsfähige Stimme, ob Rock oder Opern-Sopran, sie beherrscht beides perfekt.

 

Asrai gehören zu den dienstältesten Bands. Die Anfänge reichen bis ins Jahr 1980 zurück, 1985 war die eigentliche Bandgründung, den heutigen Namen hat die Band seit 1988. Seitdem sind das Bühnen-Outfit und die Frisuren das Markenzeichen der Band, mit einem hohen Wiedererkennungs-Wert. Trotzdem haben die Musikerinnen bisher lediglich drei Studio-Alben veröffentlicht, zuletzt im Jahr 2007 (“Pearls In Dirt”). In den Benelux-Staaten ist die Band immer noch sehr beliebt, wie die Reaktionen der Fans an diesem Abend zeigten. Die zum Quartett geschrumpfte Band (ohne Bass) zeigte ganz klar, dass sie nichts verlernt hat. Der Auftritt war auf jeden Fall eines Headliners würdig.

 

Samstag

 

Ort: Dynamo

Martyrium aus Malta habe ich den letzten Jahren schon öfters live erlebt. Der Black Metal der Band sagt mir zwar nicht wirklich zu, aber die Show ist immer sehr gut. Mit Bandleader Andrew bin ich bereits seit einiger Zeit befreundet, vor allem dank des Voices of The Succubi auf seiner Heimat-Insel, welches er maßgeblich mit organisiert. Man sieht den Musikern auf der Bühne förmlich an, dass sie für ihre Musik leben. Der Auftritt beim FemME war die Band-Premiere für die neue Sängerin Mikaela Attard. Man kann sagen, Feuertaufe bestanden. Und bereits wenige Tage später traf ich die Band erneut, dieses Mal in Hamburg.

 

Auf dem gerade genannten Festival habe ich Project Renegade aus Griechenland vor wenigen Wochen erst gesehen. Die Setlist wurde von der Band nicht geändert. Somit wurden alle drei Songs der Debüt EP “Cerebra” gespielt. Und natürlich auch neue Songs vom demnächst erscheinen Debüt-Album “Order Of The Minus”. Ganz untypisch war das Intro. Es war gesprochener Text der aus einem philosophischen Vortrag zu extremen Verhaltensweisen aufgrund gestörter Gehirnfunktionen stammt.

 

Mit der Mischung aus Thrash und Metalcore, wie ihn die Niederländer von Spoil Engine zelebrieren, werde ich mich nicht mehr anfreunden können. Wie schon vor einem Jahr bei den Hamburg Metal Dayz brüllte sich Iris Goessens erneut die Seele aus dem Leib. Für mich war aber zu wenig Seele in der Musik.

 

Chrysilia aus Griechenland waren bisher völlig unbekannt für mich. Das hat sich inzwischen geändert. Der melodische Metal gepaart mit folkloristischen Elementen war sehr gut gemacht. Schön anzuhören war der warm klingende Mezzosopran von Sängerin Chryso Stamatopoulou.

 

Es war im Jahr 2005 oder 2006. Da habe ich Autumn aus den Niederlanden zum ersten Mal live erlebt. Damals noch mit Sängerin Nienke de Jong. Jetzt mehr als zehn Jahre später sind Autumn eine völlig andere Band. Einziges verbliebenes Mitglied aus den Anfangstagen (1995) ist Schlagzeuger Jan Grijpstra, der aber auch nicht zu den Gründungsmitgliedern gehört. Die harten knallenden Gitarren sind inzwischen Geschichte, die Band spielt einen melodischen Metal. Mit ihren drei Gitarristen haben die Niederländer wohl ein Alleinstellungsmerkmal unter den Band dieses Genres. Mit Marjan Welman haben sie eine sehr gute Sängerin in ihren Reihen. Und es war eine besondere Show für die Band, das erste Konzert nach einer dreijährigen Pause.

 

Schnörkellosen Rock gab es dann von der italienischen Band Secret Rule, der von der kraftvollen Stimme von Angela Di Vincenzo geprägt wird. Beide Gitarristen konnten immer wieder mit sehr guten Soli überzeugen. Einziges Manko war die stets vom Computer eingespielten Keyboards. Wie ich bereits bei Talvienkeli angemerkt habe, besser wären entsprechende Arrangements ohne Keys gewesen.

 

Beyond The Black sind eine Live-Band. Das haben sie beim FemME wieder eindeutig bewiesen. Auf der Bühne klingen sie deutlich härter als auf ihren Alben. Frontfrau Jennifer Haben zeigt sich hier als Rock- bzw Metal Sängerin, ihre Mitstreiter sorgen für den nötigen Sound. Warum ihnen das auf den Alben nur zum Teil gelingt, kann ich mir nicht erklären. An der Qualität der Musiker kann es nicht liegen. Das war eine solide Show, vor allem, weil die Sängerin in den letzten Jahren offensichtlich viel an ihrem Auftreten auf der Bühne gearbeitet hat. Ich würde mir wünschen, dass es den Musikern beim nächsten Album gelingt, ihre Live-Qualitäten auch im Studio umzusetzen.

 

Mit Sängerin Iliana bin ich bereits seit vielen Jahren gut befreundet, schon lange bevor sie ihre Band Enemy of Reality gegründet hat. Die regelmäßigen Wiedersehen sind immer sehr herzlich, so auch dieses Mal, als ich mitten im Soundcheck an der kleinen Bühne des Dynamo ankam. Eine freudige Umarmung, während sie weiter sang. Über ihre Band muss man nicht mehr allzu viel sagen. Die Griechen präsentieren Symphonic Metal auf sehr hohem Niveau. Selbstverständlich ist der hohe aber immer saubere Opern-Sopran der Sängerin sicherlich das wichtigste Stilelement der Band. Aber erst durch die herausragenden Musiker an ihrer Seite können Enemy of Reality diesen großartigen Sound auf die Bühne bringen.

 

Im Sommer 2016 trennten sich Anny Murphy (voc, hurdy-gurdy, flute), Merlin Sutter (drums) und Ivo Henzi (guitar, bass) von der schweizer Folk Metal Band Eluveitie. Das war die Geburtsstunde von Cellar Darling. Hier konnte sich vor allem Anna als Lead-Sängerin voll entfalten. Das Trio bezeichnet seinen Musikstil als New Wave Of Folk Rock. Hierbei agieren die Musiker melodischer und weniger harsch als Eluveitie. Live wird die Band um einen Bassisten verstärkt. Die Rhythmus-Sektion sorgt für einen rockigen Sound, vor allem das Schlagzeug treibt die Band immer wieder voran. Sängerin Anna besticht durch klaren und kraftvollen Gesang. Für den folkloristischen Flair sorgt sie gleich selbst, an ihrer Drehleier sowie mit ihrer Querflöte. Das war eine Show, die rundum Spaß verbreitet und gemacht hat.

 

Sonntag

 

Ort: Popei

Diesmal war der Fußweg zur Location etwas weiter. Im Popei angekommen fielen sofort die auf der Bühne abgelegten Celli auf. Aber nein, hier standen nicht Apocalyptica auf der Bühne, sondern die ungarische Band Leecher. Mit drei Celli, Schlagzeug und Gesang kredenzten sie zur Eröffnung des Abschlusstages symphonischen Cello Metal. Ob mit dem Bogen gestrichen oder pizzicato gespielt, die drei Cellisten sorgten für viel Melodik aber auch metallische Härte. Und musikalisch gefallen mir persönlich Leecher besser als die eigentlichen “Erfinder” dieses Genres.

 

Am Schlusstag hatten Ann my Guard ihren zweiten Auftritt beim FemME. Diesmal standen sie mit einem Akustik Set auf der Bühne. Sängerin Eszter Anna Baumann, zeigte, dass sie nicht nur singen und Bassgitarre spielen konnte. Bei einigen Songs begleitete sie ihre Kollegen auf der Querflöte. Natürlich hat sie aber auch auf ihre Bassgitarre nicht verzichtet. Die Setlist war im Vergleich zum Donnerstag ein wenig verändert. Und dank der akustischen Arrangements wirkte die Show wesentliche intimer als wenige Tage zuvor.

 

Lesoir wurden im Jahr 2010 gegründet. Seitdem haben die Niederländer vier Alben und eine Single veröffentlicht. Der Art Rock wurde technisch perfekt präsentiert. Sängerin Maartje Meessen spielte auch noch Keyboards und Querflöte. Allerdings wirkte die Musik mit der Zeit etwas eintönig. 

 

Sie war bisher bei allen vier Ausgaben des FemME dabei, die aus Mexiko stammende und seit Jahren in den Niederlanden lebende Sängerin Marcela Bovio, mit ihrer Band Stream of Passion, oder auch als Sängerin bei MaYan und Gentle Storm. Also wurde sie auch in diesem Jahr wieder eingeladen. Seit einigen Jahren arbeitet die Sängerin an einigen Solo-Projekten, die jedoch mit Metal nichts mehr zu tun haben. So präsentierte sie in diesem Jahr Songs ihres demnächst erscheinenden Albums “Through Your Eyes”. Dabei wurde sie lediglich von einem e-Piano begleitet. Die Songs waren sehr melodisch und durchaus hörenswert. Aber zu einem Rock- und Metal Festival passten sie leider nicht. Akustik-Versionen von Songs ihrer bisherigen Bands wären sicherlich die bessere Wahl gewesen.

 

Fazit

Fünf Tage, so lange dauerte das fünfte Female Metal Event in Eindhoven. Das waren fünf Tage abwechslungsreiches Musik-Programm. Sicherlich war für jeden Geschmack etwas dabei. In diesen fünf Tagen habe ich viele befreundete Musiker wiedergetroffen, neue Bands kennengelernt. Auch wenn nicht jede Show meinen Geschmack entsprach, hat sich die Reise in die Niederlande gelohnt. Der Termin für das nächste FemME steht auch bereits fest. JBM Events und Painted Bass Records laden von 11. – 13. Oktober 2019 in das The Box in Hilvarenbeek (südlich von Tilburg) ein.

Aus den Niederlanden berichtete Rainer Kerber


 

Fotos:  Rainer Kerber

FemME V 2018


Kommentar schreiben

Kommentare: 0