CHAOS UNITY (Final Breath Homecoming Festival) 2019

Location:  Stadthalle, Lohr

am:  12.10.2019


Das Ereignis warf schon seine lange Schatten voraus. Recht früh im Jahr hatte die frankonische Kultkapelle Final Breath das CHAOS UNITY FESTIVAL in Lohr/Main bereits publik gemacht und uns als Rock Castle Franken wurde dabei die Ehre zu teil, diese Veranstaltung mit zu präsentieren. Danke auch nochmal an dieser Stelle dafür. Am 12.10.19 war es nun letztendlich soweit, alle Promotion war getan, alle verpflichteten Bands sind an Bord geblieben und nachdem Final Breath bereits 2018 an gleicher Stelle ihre CD-Releaseparty erfolgreich feiern konnte, stand einer fulminanten Metalparty der härteren Gangart nichts mehr im Wege. Und diese wurde es dann auch !!

Die Stadthalle in Lohr, die von außen etwas Gefängnis Flair versprüht und eine grottenhässliche Skulptur nebenan beherbergt, welche anscheinend das ortsansässige Promi-Oberhaupt Schneewittchen darstellen soll, ließ kurz nach 15 Uhr die Doors öffnen. Nachdem man zusammen mit Kollege Roland Ehrlich die Altstadt für zwei Keiler-Weizen im Vorfeld rasch besuchte, ging's nun also endlich los. Acht Bands, inklusive natürlich dem Headliner Final Breath selbst, standen auf dem Programm. Reichlich vollgepackt also das Billing, was einen engen Zeitrahmen erforderte.

Als Opener durften die Symphonic Death Metaller (so die eigene Stilbezeichnung) von Nepumuc aus Albisheim ran. Noch war allerdings zu diesem Zeitpunkt die Besucherzahl handverlesen, was Shouter Marc Hollstein nach dem ersten Song veranlasste, die vielleicht 30 Personen eigenmächtig direkt vor die Bühne zu geleiten. Witzige Aktion, die für ein erstes Schmunzeln sorgte. Musikalisch erinnerten Nepumuc ein wenig an Bands mit orientalischen Anleihen wie Nile oder Be'lakor und der Sound in der Halle stellte sich bereits jetzt schon als hervorragend heraus. Auch die Lichtanlage gab viel her, was sich im Laufe des Abends immer mehr steigern sollte. Ein Lob an dieser Stelle an alle Techniker und Mischer. Nepumuc präsentierten in Lohr u.a. ihr Album „The Bridgeway Meadows“, was auch durch diverse Banner visuell unterstützt wurde. Perfekter Auftakt in diesen Festival Marathon.  

Was nun folgte war ein amtliches Grind-Brett der fränkisch humorvollen Band Goregonzola. Hier war nichts Käse sondern die Jungs erzeugten mit ihren meist sehr kurzen, direkt-in-die-Fresse gehenden Geschossen einen absoluten Abriss. Die kurzen Zwischenintermezzi mit Fragen aus dem Publikum, wieviele Songs man denn in 30 Minuten in den Set unterbringe und mit so in etwa 40-45 Stück beantwortete sorgten für Kurzweil neben dem gnadenlosen Geballer um Brüllwürfel Gorebatschow. Ganz so viele waren's dann doch nicht, aber dennoch konnte man den ein oder anderen 15-sekünder von Goregonzola geniessen. Die Band hinterließ das immer noch etwas spärlich gesäte Publikum nun auf Betriebstemperatur.  

Davon konnten sofort die seit 1989 im Underground aktiven Death Metaller Absorb aus Erlangen profitieren. Es brauchte keinerlei Aufwärmphase, die brutalen Death Salven aus den Alben „Dealing With Pain“ oder der letzten EP von 2015 „Vision Apart“ abzufeiern. In der Breite gesehen, fehlte es dem Gig auf Dauer etwas an Abwechslung. Volldampf von vorne bis hinten ist ja nicht verkehrt, aber ab und an ein Aha-Erlebnis zwischendurch sollte es dann schon sein. Sei's drum, Absorb plätten halt lieber die Besucher durchgehend und schweißtreibend war's ja allemal.  

Wie gereift mittlerweile die Aschaffenburger Death Band Betrayal zu Werke geht, konnte man im Anschluß bewundern. Perfekt in Szene gesetzter, technisch hervorragender Death Metal, der sich hauptsächlich aus dem 2016er Album „Infinite Circles“ definierte. Sänger und Gitarrist Alex hat sich im Laufe der Zeit zum perfekten Frontmann und Pusher gemausert, so daß die Unterfranken nahezu geschmeidig durch ihr musikalisches Bombardement gleiten. Jeder Handgriff sitzt, jedes Riff kommt punktgenau...Betrayal sind kurz davor, senkrecht durchzustarten. Dem Zuspruch des mittlerweile besser gefüllten Saals konnte man ablesen, daß viele Besucher auch wegen Betrayal den Weg nach Lohr angetreten haben. Geiler Auftritt !!

Zeit für Thrash Metal. Mit Warpath aus Hamburg haben sich Final Breath hierbei eine Band ausgesucht, die auch schon lange in der Szene unterwegs ist. So richtig durchgestartet sind die Nordlichter trotz gutklassiger Alben irgendwie nie, die Erfahrung der Band merkte man aber von Beginn des Sets an in jedem Ton. Sänger Dirk Weiss wirkt auf der Bühne nicht unbedingt wie jemand, der alles abreißt. Strahlt aber ein gewisse Aura aus, der man gebannt auf der Bühne folgt. Kompromisslos feuerten Warpath ebenso durch die Halle, auch wenn man härtetechnisch zu dem bisher aufgeführten Death-/Grind-Metal zurückfuhr. Da der Bekanntheitsgrad der Bands im Laufe des Abends logischerweise immer mehr zugenommen hat, durfte man die enorme Professionalität einer Kapelle wie Warpath erfreut zur Kenntnis nehmen und mit 1-2 weiteren Bieren einer vorzüglichen Brauerei darauf anstoßen.  

Danach hieß es „Schirenc plays PUNGENT STENCH“. Ein Auftritt, auf den man wohl (neben Final Breath) am meisten gespannt war. Martin Schirenc, Gründer der polarisierenden österreichischen Death Metal Combo Pungent Stench spielt also Songs der „alten“ Band, die mit Alben wie „Been Caught Buttering“, „Masters Of Moral – Servants Of Sin“ oder „Ampeauty“ ebenso kultige wie die Gemeinde spaltende Werke herausgebracht hat. Immer an der Grenze zum guten Geschmack wandelnd, vergötterte oder verdammte man diese Band. Und genauso grenzwertig gestaltet sich das Outfit des Herrn Schirenc, mit dem er auf der Bühne erscheint. Das Potpourrie aus den vergangenen Alben wird gnadenlos runtergeholzt. Das Trio Schirenc (Gesang/Gitarre), Danny Vacuum (Bass) und Mike Mayhem (Drums) umwabert irgendwie eine geheimnisvolle Aura. Man entert die Bühne, liefert einen sicken aber dennoch genialen Gig ab...und verschwindet wieder. Vor dem Auftritt und danach hatten zumindest wir keine Chance, Martin Schirenc für ein Foto oder eventuellen Smalltalk zu erhaschen. Er war einfach weg....göttlich.

Das riesige Backdrop des aktuellen Albums „Of Death And Sin“ wurde aufgezogen....es wurde nun Zeit für den Headliner und Veranstalter Final Breath. Die Bühne präsentierte sich dadurch noch beeindruckender als sie eh schon war und die famose Lightshow, die sich durch alle Auftritte zog, kam nochmal einen Tacken stilvoller zur Geltung. Angetrieben von Drummer Heiko, den Gitarristen Jörg und Fabs und dem immer lachenden Bassisten Thomas, hatte Sänger Patrick leichtes Spiel, mit seiner rampensauähnlichen und authentischen Ausstrahlung das Publikum sofort auf seine Seite zu ziehen. Der Sound kam überragend und die Mischung aus Songs den neuen Albums und alter Klassiker wirkte wie ein Jungbrunnen. Unglaublich, daß diese Band so lange von der Bildfläche verschwunden war. Band identifiziert sich mit Publikum, Publikum identifiziert sich mit Band. Umso erstaunlicher, daß die Band neben den vielen organisatorischen Dingen, die bei einem solchen Festival zu erledigen sind noch in der Lage war, solch einen Hammerauftritt auf die Bretter zu legen.  

Zum Abschluß durften die Lokalmatadoren von Slingshot die extrem aufgeheizte Menge, die inzwischen auf gut 400 Leute angewachsen war, mit amtlichen Coverversionen diverser Klassiker verwöhnen. Eine nette Geste der Veranstalter. Leider war es dem Schreiber dieser Zeilen nicht möglich, diesem Auftritt beizuwohnen, da der Nachhauseweg bereits auf dem Programm stand.

Auch wenn das CHAOS UNITY Festival eher eine Klientel härterer musikalischer Gangart angesprochen hat, dies war ein (fast) perfektes Spektakel mit vielen handverlesenen Bands, die man durchaus auch nicht an jeder Ecke zu sehen bekommt. Es gab von vorne bis hinten keine einzige Band, der man nicht zum Auftritt gratulieren darf. Jede auf ihre Art etwas Besonderes, auch wenn manches mehr zündete wie das andere. Die Veranstalter spielen mit dem Gedanken, dieses Festival jährlich zu etablieren. Ein Gedanke, der zwingend umgesetzt werden MUSS. Die lange Vorbereitungszeit, das lange Warten...es hat sich gelohnt und wir fühlen uns geehrt, dazu beitragen gekonnt zu haben.

 

Ein kleiner Kritikpunkt zum Schluß. Für das leibliche Wohl wurde getränketechnisch bestens gesorgt. Sowohl für den Durst, als auch für das Auge (wo habt ihr denn diese hübschen Damen alle her?) wurde viel geboten. Aber...ja, aber einfach nur Brezeln als feste Nahrung war doch ein wenig mau. Hier hätten viele doch etwas mehr Auswahl gerne gesehen. Vielleicht eine Anregung für kommende Veranstaltungen. Ansonsten, bravo für dieses CHAOS UNITY !!

 

 

Aus Lohr berichtete:  Kerbinator / Fotos:  Erich Robbers



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