Interview mit Ca(Mille) and Noe(MIE) Debray von


“Zwei hübsche junge Mädels, geboren in Frankreich und inzwischen in Kapstadt (Südafrika) lebend, haben sich aufgemacht, die Rockwelt zu erobern.” So schrieb ich in meinem Review zum Album “Societys Rejects” von The SoapGirls. Auch in diesem Sommer sind die beiden Schwestern Camille “Mille” und Noemie “Mie” Debray erneut ausgiebig durch Europa getourt. Zurück in ihrer Wahlheimat Kapstadt haben sie sich die Zeit genommen, auf meine neugierigen Fragen zu antworten.



 

RK: Hallo Mille, hallo Mie. Vielen Dank, dass ich dieses Interview mit Euch führen darf. Der Bandname „SoapGirls“ (dt. „Seifenmädchen“) ist durchaus ungewöhnlich. Erzählt bitte, wie Ihr auf diesen Namen gekommen seid.

 

TSG:  Hallo und vielen Dank!! Im Alter von 8 und 9 verkauften wir handgemachte Seife, um Gelder für verschiedene Krankenhäuser und Wohltätigkeitsorganisationen in Südafrika zu sammeln, wir sangen und machten Straßenvorstellungen in verschiedenen Sprachen, das taten wir 8 Jahre lang und die Öffentlichkeit nannte uns The SoapGirls

 

RK: Geboren seid Ihr in Frankreich, jetzt ist aber seit vielen Jahren Kapstadt in Südafrika Eure Wahlheimat. Wie hat es Euch dahin verschlagen.

 

TSG:  Es ist eine lange Geschichte, aber unsere Mutter musste aus einer schlimmen Lage mit uns verschwinden und Südafrika war weit genug für uns, um sicher zu sein.

 

RKIhr nennt Eure Musik „Revolt Rock“. Wie würdet Ihr Euren Musik-Stil beschreiben?

 

TSG:  Unsere Musik wird oft als Punk, Rock oder Grunge beschrieben, sie hat Elemente all dieser Genres, ohne wirklich in einer dieser Schubladen zu stecken, sie spiegelt das Leben wider, wie wir es sehen, und die Erfahrungen, die wir durchleben, sie ist melodisch, aber hart.

 

RK: Und wogegen revoltiert Ihr?

 

TSG: Die Gesellschaft und die Angst und Begrenzungen, die sie den Menschen auferlegt, die sich nicht anpassen, wir revoltieren gegen den Mangel an Freiheit in der heutigen Welt, gegen die Verletzung von Tier- und Menschenrechten, gegen Regierungen, Missbrauch usw.

 

RK:  Vor einigen Jahren habt Ihr einen Plattenvertrag beim Major Label Universal unterschrieben, den Ihr aber kurz darauf wieder gekündigt habt. Warum habt ihr Euch dafür entschieden, Euch und Eure Alben selbst zu vermarkten?

 

TSG: Wir haben mehr als 4 Jahre mit dem Label zusammengearbeitet, wir hatten eine erfolgreiche Karriere, aber wir kämpften mit extremen kreativen Differenzen und waren nicht mit dem Herzen bei der Musik, die wir machten! Alles allein zu machen ist schwer, aber wir glauben genug an unsere Musik, Show und Botschaft, um dies zu tun. Wir sind unabhängig und lieben es.

 

RK: Beim Songwriting seid Ihr hochproduktiv. Knapp ein Jahr nach „Calls For Rebellion“ erschien der Nachfolger „Societys Reject“, das sind 31 Songs mit einer Gesamtspielzeit von mehr als zwei Stunden. Was inspiriert Euch beim Songwriting?

 

TSG; Das Leben und alle Erfahrungen, die wir durchleben, Ungerechtigkeit, politische Situationen auf der ganzen Welt, sobald wir etwas empfinden, schreiben wir es auf.

 

RK: Apropos Songwriting – Wie läuft das Songwriting bei Euch ab? Komponiert und textet Ihr gemeinsam?

 

TSG: Wir schreiben ständig und können es kaum erwarten, wieder mit den Aufnahmen zu beginnen! Wir haben keine feste Vorgehensweise, aber wir komponieren zunächst die Melodien und schreiben dann die Texte. Wir schreiben meistens gemeinsam, aber gelegentlich komponieren wir einen Song auch unabhängig voneinander.

 

RK:  In meinem Review zu „Socetys Rejects“ (dt. Ablehnung der Gesellschaft) habe ich geschrieben „Die Texte der SoapGirls sind eher weniger lady-like. … die Sängerinnen (schreien) ihre angestaute Wut in die Welt hinaus, nehmen kein Blatt vor den Mund …“. Was veranlasst Euch, Eure Texte in derart derbe Worte zu fassen? Was macht Euch so wütend?

 

TSG:  Wir durchleben eine Menge Scheiße, das Leben ist nie einfach und wir sind scheuen uns nicht, diese Wut auszudrücken, ständig verurteilt zu werden und die unzählige Ungerechtigkeit, die wir sehen. „Break you“ zum Beispiel, handelt von einem verheirateten Mann, der versuchte, eine Affäre mit meiner Schwester zu haben.

 

RK:  Und ganz im Gegensatz sieht man Euch häufig viel lachen und gemeinsam Späße reißen. Seid Ihr also trotz allem Frohnaturen?

 

TSG: Natürlich haben wir einen guten Sinn für Humor und nehmen uns nicht allzu ernst.

 

RK:  Ihr spielt viele Live-Konzerte. Was ist für Euch wichtiger, der Live Kontakt mit Euren Fans oder die Arbeit im Studio?

 

TSG: Wir lieben es, im Studio zu sein, da wir so kreativ verrückt werden können, wie wir wollen, aber nichts ist vergleichbar mit der Energie einer Live-Show. Man fühlt sich mit dem Publikum verbunden, es ist unsere Lieblingszeit, um zu leben.

 

RK: Die Auftritte werden ja von Euch selbst, bzw. von Eurer Managerin Sam organisiert. Wie schwierig ist es für Euch, Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen?

 

TSG:  Mundpropaganda und ständiges touren haben uns bei vielen Veranstaltungsorten bekannt gemacht. Dazu kommt eine stetig wachsende Fangemeinde die für eine große Nachfrage nach unseren Shows sorgt, PS wir LIEBEN Deutschland.

 

RK:  Ihr geht sehr offen mit Euren Körpern und Eurer Sexualität um, auch auf Konzerten, Mille steht oft topless lediglich mit Tapes oder Bodypaintings auf der Bühne. Hattet Ihr da schon mal Probleme mit Fans oder Veranstaltern?

 

TSG:  Wir sind beide für Freiheit, aber Mille ist ein Nudist und liebt es, Menschen zu zwingen, über das hinauszublicken, was die Gesellschaft ihnen gezeigt hat, wenn sie mit einem Frauenkörper konfrontiert werden. Medien stellen die nackte weibliche Form nur auf sexualisierte Weise dar. Daher ist es erfrischend die Nacktheit als eine natürliche Sache darzustellen, ohne irgendwelchen sexuellen Bezug. Wir hatten nie Probleme mit Fans oder Organisatoren, da sie unsere Botschaft verstehen, aber natürlich wird jeder, der Knöpfe drückt und sich nicht anpasst, Probleme bekommen. Wir ignorieren das aber einfach.

 

 

RK:  Ihr seid äußerst aktiv in den sozialen Medien. Ihr veröffentlich viele Fotos und Videos. Wie wichtig sind für Euch die Kontakte zu Fans in sozialen Netzwerken.

 

TSG: Soziale Medien sind der beste Weg, um Fans als Teil eines künstlerischen Schaffens einzubinden. Wir lieben es, Momente und Erinnerungen zu teilen, obwohl es eine Menge Arbeit ist. Wir lieben das und wir sind in der Lage, Kontakt zu Menschen rund um die Welt aufzunehmen.

 

RK: Von den Video-Clips, die Ihr aus dem Probenraum bzw. von Euren Auftritten veröffentlicht, bin ich immer begeistert. Wird es in Zukunft auch mal eine Live-DVD von den SoapGirls geben?

 

TSG:  Vielen Dank, wir lieben es, unsere Fans auf einen Teil unseres Weges auf die realste Art und Weise mitzunehmen. Und das beinhaltet Live-Videos von Shows und was sonst noch in unserem Leben passiert!! Wir werden uns definitiv mit der Idee beschäftigen, eine Live-DVD zu machen.

 

RK: Noch einmal vielen Dank für das Interview. Möchtet Ihr Euren Fans zum Schluss noch etwas sagen?

 

TSG: Danke für die Gelegenheit!! Wir möchten den Menschen sagen, dass sie ihr Leben so leben sollen, wie sie es wollen, ohne Angst vor Ablehnung zu haben. Ihr habt nur ein Leben und es ist Euer Leben; leben nicht so, wie es andere erwarten.

 

 

 

 

Interview:  Rainer Kerber

 

Photos: Dimitri Hakke (http://www.dimitrihakke.com/)


Video:



Kommentar schreiben

Kommentare: 0