RUNNING WILD - The Noise Years (Wiederveröffentlichungen)

 

In der Liste der Wiederveröffentlichungen von Noise Records Bands, sind diesmal nach Celtic Frost und Kreator, Running Wild an der Reihe. Dies ersten 9 Alben der „Piraten“ um Kopf Rock'n Rolf Kasparek erscheinen demnach, wie gewohnt jeweils mit einer Fülle von Bonusmaterialien.

 

Gates To Purgatory

 

Los geht’s mit dem ursprünglich 1984 veröffentlichten Debut „Gates To Purgatory“. Diesem und auch dem Nachfolger „Branded and Exiled“ haftet so etwas der Ruf einer etwas satanischen Ausrichtung an aufgrund der Symbolik und Texte. Musikalisch lagen die Einflüsse schon damals bei Bands wie Judas Priest (nicht zuletzt wurde der Bandname ja nach einem Song der Briten gewählt) oder auch Kiss und AC/DC. Gut, so viel Auswahl an Einflüssen gab es ja damals auch noch nicht. Mit dem Piraten-Image hatte die Ausrichtung von Running Wild noch nichts zu tun. Vielmehr herrschte noch der etwas primitive Metal einer Band am Anfang ihrer Karriere vor. Nichtsdestotrotz befinden sich auf „Gates To Purgatory“ bereits eine ganze Reihe späterer Running Wild-Hits. Angefangen beim Opener „Victim Of States Power“ und „Adrian S.O.S“ bis hin zur ersten Bandhymne „Prisoner Of Our Time“. Die Gitarrenarbeit von „Preacher“ Gerald Warnecke war bereits amtlich und bereits ein kleines Trademark der Band. Über 235.000 Mal verkaufte sich das Album und ließ Rock'n Rolf und Bande schon zu Beginn ihrer Veröffentlichtungs-Karriere steil nach oben springen. Viele rare Bonustracks hat man der neuen Wiederveröffentlichung, wie erwähnt, spendiert. Beispielsweise „Walpurgis Night (The Sign Of Women's Fight)“ und „Satan“, beides Single-B-Seiten oder aber „Iron Heads“ und „Bones To Ashes“ vom Death Metal-Sampler.

 

Wie immer eine runde Sache, bei den Noise-Re-Releases.

 

Branded And Exiled

 

In eine ähnliche Kerbe wie „Gates To Purgatory“ schlug 1985 das zweite Album „Branded And Exiled“. Sowohl Artwork als auch Sound war noch eine Spur düsterer als das Debut. Mit Michael Kupper alias Majk Moti verzeichnete die Band den ersten Gitarristen-Wechsel, einer von zahlreichen. Viel anders als auf dem Debut klingt der Gitarrensound dadurch aber nicht. Inhaltlich behandelten Running Wild nach wie vor dunkle Themen gepaart mit manchen Heavy Metal – Huldigungen der Ketten und Nieten Zeit. Herausragend auf diesem Album sind sicherlich der Titelsong, „Gods Of Iron“ und „Chains And Leather“ zu nennen. Rock'n Rolf sang hier so tief wie nie zuvor und auch danach nicht mehr. Ein weiteres Merkmal, daß Running Wild nach wie vor den Ruf einer satanischen Band einbrachte. Als Bonusmaterial gibt’s bei „Branded And Exiled“ diverse Re-Recorded Versions zu hören aus den Jahren 1991 bzw. 2003. Ebenfalls fein.

 

Under Jolly Roger

 

Der große Richtungswechsel folgte aber dann 1987 mit der Veröffentlichtung des dritten Albums „Under Jolly Roger“. Das Piraten-Image war geboren und auch musikalisch gab's eine etwaige Kurskorrektur. Schon das Seeschlachten-Intro zeigte den Weg und gipfelte im Opener und Titelsong. Ein wahrer Klassiker der Running Wild-History bis heute. Ich erinnere mich noch, daß ein Magazin wie Metal Hammer damals das Album förmlich zerriss. Ein Umstand, der heute nicht mehr nachzuvollziehen ist. Vielleicht war die Magazin-Welt damals einfach noch nicht bereit für Pirate Metal. „Raise Your Fist“, „Diamonds Of The Black Chest“, „War In The Gutter“....alles kraftstrotzende (Power)Metal-Granaten, die sich unweigerlich ins Gehirn fräsen. Über allem thront der markante Gesang von Rock'n Rolf, der zwar nicht mehr so düster wie zu Anfang klingt, aber nach wie vor diese ganz spezielle rauhe Note besitzt. Der neuen Richtung war auch das Piratenschiff-Artwork geschuldet, was unweigerlich den Weg von Running Wild zeigte. Auch „Under Jolly Roger“ beinhaltet diverse Re-Recordings als Bonustracks, sowie mit „Apocalyptic Horsemen“ eine absolute Rarität.

 

Port Royal

 

Verkaufte sich „Under Jolly Roger“ ca. 250.000 Mal, so wurde der Nachfolger „Port Royal“ mit einer halben Million abgesetzten Einheiten ein noch größerer Erfolg. Running Wild setzten die Piraten Themen konsquent fort und erweiterten die historischen Stories um Konquistadoren und anderere ins Gefüge passenden Geschichten. Der Titelsong hat alles für was Running Wild zu diesem Zeitpunkt und auch in Zukunft stehen sollten und mit „Conquistadores“ gab's zudem einen tollen Hit, der auch reichlich MTV-Airplay einheimste. Mit „Uaschitschun“ beinhaltet „Port Royal“ zudem ein instrumentales Stück, welches die musikalische Klasse, zu der die Hanseaten mittlerweile gereift waren, bestens verdeutlichte. Erneut git es als Zugabe diverse Re-Recorded Versions, allesamt diesem Album entstammend

 

Death Or GLory

 

Der steile Weg nach oben setze sich auch mit „Death Or Glory“ fort. „Bad To The Bone“ avancierte hierbei als Single-Hit. Das Video hierzu wurde vor 9000 Fans in Düsseldorf gedreht und erhielt erneut enormes TV-Play. Musikalisch ähnelte das Album dem Vorgänger, wenn auch die Produktionstechnik immer weiter verbessert wurde. Iain Finlay an den Drums sorgte für ernormen Druck und auch die Gitarrenduelle von Rock'n Rolf und Majk Moti nahmen legendären Charakter an. Zu den Highlights dieses 1989 erschienen Drehers zählen außerdem der Opener „Riding The Storm“, „Marooned“ und das geschichtsträchtige „Batte of Waterloo“. Man sieht an letztem Song, daß Running Wild nicht nur am Piraten Image festhielten und auch Themen bearbeiteten, die historisch begründet ins Gesamtkonzept passten. Als Bonus gibt’s diesmal die komplette „Wild Animal“-EP, mit den ebenfalls unverzichtbaren Non-Album Songs „Wild Animal“ und „Störtebeker“, sowie zwei reworked Versions aus dem Jahre 2003.

 

Blazon Stone

 

Und immer weiter ging's auf der Karriereleiter. Zum Höhepunkt dieser Karriere wurde dann 1991 „Blazon Stone“. Lt. Rock'n Rolf das meistverkaufteste Album dieser Band, ob's stimmt wird nicht genannt. Die History-Themen wurden immer dichter und ambitionierter. Vom Opener „Blazon Stone“ über „Lonewolf“ und dem Smasher „Litlle Big Horn“ bis hin zum eingängigeren „Straight To Hell....Running Wild punkteten neben allen bekannten Trademarks mittlerweile mit enormer Power, was auch die tierisch druckvolle Produktion unterstützte. Axel Kohlmorgen hatte den Posten des Gitarristen neben Rolf übernommen, was sich nicht wirklich bemerkbar machte. Auch er verstand seinen Job vorzüglich und stand Majk Moti in nichts nach. Bonus – u. Non-Albumtracks sind diesmal „Billy The Kid“ und „Genocide“, zudem zwei weitere reworked Versions.

 

Pile Of Skulls

 

Leicht nach unten zeigte die Formkurve von Running Wild danach mit „Pile Of Skulls“ von 1992. Zwar verkaufte sich das Album mit 350.000 Einheiten weiterhin mehr als ordentlich, aber nach „Blazon Stone“ konnte man die Erwartungen nicht ganz erfüllen. Obwohl man zum eigentlichen Konzept der Piraten Themen weitestgehend zurückkehrte. Rock'n Rolf hatte immer noch ein Gespür für feine Stories, die diesman zum Teil auf „Treasure Island“ von Robert Louise Stevenson basierten. Auch der berüchtigte Pirat Henry Jennings war Thema. Nackenbrecher wie „Whirlwind“ oder „Fistful od Dynamite“ hauten ins Mett wie eh und jeh, die Quintessenz des Albums bestand aber aus Stücken der epischeren Kategorie wie „Jennings' Revenge“, „Treasure Island“ oder „Pile Of Skulls“. Als Bonus gibt’s zum einen „Hanged, Drawn and Quartered“ und „Win or be Drowned“, die sich auf keinem Album sonst wiederfinden, sowie diverse alternative und reworked Versionen bekannterer Stücke.

 

Black Hand Inn

 

Mit „Black Hand Inn“ ging's 1994 ein weiteres Stück abwärts, was den Erfolg betrifft. Lyrisch behandelten Running Wild hier ein Konzeptthema über Verschwörungstheorien und der epischen Erzählung eines Kampfes zwischen Gut und Böse. Dies gipfelte im bis dato längsten Running Wild Song „Genesis (The Making and the Fall of Man)“ mit ca. 15 Minuten. Das gab's vorher noch nie und verdeutlichte den Ansprung mit dem Rock'n Rolf mittlerweile an die Arbeit ging. Hier blieb die Eingängigkeit früherer Tage und Songs etwas auf der Strecke, was eben auch ein Stück weit den Erfolg kostete. Dennoch ist „Black Hand Inn“ ein weiteres famoses Album in der Diskografie von Running Wild und kann neben den Klassikern durchaus bestehen. Neben dem erwähnten Longtrack brillieren am meisten die Tracks „The Privateer“ und „The Phantom of Black Hand Hill“. Alles in allem ein gutes Konzeptalbum und ein wahrlich runde Sache, das lediglich mit zwei Bonustracks aufgewertet wird („Dancing on a Minefield“, „Poisoned Blood“).

 

Masquerade

 

Schließlich gibt’s dann auch noch das 1995 erschienene „Masquerade“, der erste Teil eines dreiteiligen Konzepts, welches mit „The Rivalry“ und „Victory“ seine Fortsetzung nahm. Das Label spricht vom bis dato ambitioniertesten Werk Running Wild's und musikalisch kann man davon sicherlich auch reden. Doch bot das Album zwar durchwegs gute Songs, ein echter Hit, wie auf Alben wie „Death or Glory“ oder „Blazon Stone“ fehlte hier. Am ehesten bleibt einem noch der Tielsong „Masquerade“ und „Lions of the Sea“ im Gedächtnis. Aber im Nachhinein würde sich nur sehr schwer der ein oder andere Song auf Best-Of-Alben wiederfinden. Trotzdem ist auch „Masquerade“ sicherlich ein gutes Album, welches den Spirit von Rock'n Rolf und Gefolgschaft beinhaltet. Als Bonus enthält das Album zwei alternative Versionen von „Lions of the Sea“ und „Black Soul“.

 

Fazit:

 

Mt der Wiederveröffentlichung der ersten neu Running Wild Alben kann sich der interessierte Fan einen großartigen Überblick über das relevante Schaffen dieser Band erarbeiten. Der Teutonen-Stahl den die Norddeutschen in Frühzeit mit dunkler Ausrichtung und später mit Piraten-Image spielten, steht völlig für sich und konnte bis heute nur sehr schwer kopiert werden. Auch wenn die Band im neuen Jahrtausend ihre eigene Legende etwas bröckeln ließ und lässt. Bis 1995 hat man sich diesen Status redlich erarbeitet und zementiert. Auch für Fans, welche die Alben bereits kennen, bietet sich zumindest teilweise durch die Boni wertiges Material um über eine Neu-Anschaffung nachzudenken. Running Wild waren und sind ein wahrhaftig großes Aushängeschild deutscher Metal-Kunst. Ahoi !!

 

 

 

Autor:  Kerbinator