BILLY SHERWOOD - Citizen

 

Tracklist:

 

  • The Citizen
  • Man And The Machine
  • Just Galileo And Me
  • No Mans Land
  • The Great Depression
  • Empire
  • Age Of The Atom
  • Trail Of Tears
  • Escape Velocity
  • A Theory All It's Own
  • Written In The Centuries

Info:

VÖ:  06.11.2015

Label:  Frontiers Records


Bewertung:

Autor:  Kerbinator

Bewertung7,5 / 10



Billy Sherwood ist den meisten hinlänglich bekannt als Mitglied der Prog-Formation Yes. Vor allem die Zusammenarbeit mit Chris Squire, der ja leider Mitte 2015 verstorben ist, prägte bisher das Schaffen des Multikünstlers. Multikünstler deswegen, da Sherwood neben seiner hauptsächlichen Tätigkeit als Gitarrist/Bassist auch viele andere Instrumente leidlich beherrscht. Keyboard, Drums...ja sogar Gesang sind bei Billy mehr als ausgeprägt und auch seine Produzententätigkeit lässt ihn als eine der renommiertesten Köpfe in der Musikbranche bezeichnen. Mit Chris Squire verbindet Billy Sherwood neben Yes vor allem das Duo-Projekt Conspiracy, welches in Szenekreisen bis dato hervorragenden Status genießt.

 

Mit „Citizen“ legt Sherwood nun ein neuerliches Soloalbum vor, auf welchem sich gleich eine ganze Riege namhafter Musikgäste die Klinke in die Hand geben. Allen voran ist festzuhalten, daß gleich mit der Eröffnungsnummer „The Citizen“ Chris Squire letztmalig an einem Song mitwirkte, bevor er starb. Natürlich an gewohnter Stelle – dem Bass.  

Das Album an sich beinhaltet ein Konzept, welches sich um eine Person dreht, die durch die Zeit zu Großereignissen der Weltgeschichte reist. Eine verlorene Seele, ein Besucher...jemand der diese Ereignisse aus seinem Blickwinkel schildert. Und drum herum verpackt Billy Sherwood seine Melodien und ProgRock-Songs.

 

Angefangen bei dem bereits erwähnten „The Citizen“. Klasse Melodien, viel Keyboard natürlich und ein netter Refrain legen zusammen einen Klangteppich, der mit teilweise schwubbeligen Synthiepassagen aufwartet. Und mit Billy Sherwood am Gesang, wie fast bei allen Songs dieses Albums. Der Stil ist, wie zu erwarten, oft an Yes angelehnt, aber auch an weitere Neo-Prog Acts der Vergangenheit. Die Songs sind größtenteils recht tiefenentspannt, angenehm zu konsumieren, ohne wirklich über-aber auch nicht unterfordert zu werden.  

 

Bei „Man and the Machine“ gibt’s Maschinengeräusche zu Beginn, der Gesang ist luftig und der Song eher fröhlicherer Ausrichtung. Dazu gibt’s computeranimierte Sounds, die zum Titel passen, ohne zu nerven. Gitarrentechnisch holt hier Steve Hackett teilweise die Akkustische raus, präsentiert aber auch Gitarrenthemen light. Der Song ist allerdings nicht besonders griffig und etwas zu lang.  

 

XTC-Sänger Colin Moulding übernimmt bei „Just Galileo and Me“ das Mikro. Brillieren kann dieser nicht unbedingt, da es sich bei dem Song eher um eine Ballade handelt, welche hauptsächlich Akkustikgitarre mit leichtem Western-Touch bemüht. Der Gesang ist sehr entspannt und erinnert an manchen Stellen etwas an frühe Genesis.  

Steve Morse gastiert auf „No Man's Land“, natürlich an der Gitarre. Hier kommt erstmalig eine sog. Vocal-Box zum Einsatz, die den Gesang von Sherwood auf 50er Jahre Nachrichtensprecher Niveau verzerrt. Dieses Stilmittel findet sich auch bei „Age of Atom“ und „Escape Velocity“ wieder.  

 

Als weitere Gäste gibt es wie folgt zu hören:  Rick Wakeman an den Keys bei „The Great Depression“, obwohl er hier hauptsächlich das Piano bedient. Trotzdem legt er den Grundstein für das Pompöse und Sherwood bemüht gar eine Synthie-Gitarre für seinen Sound.  

Alan Parson veredelt durch seinen markanten Gesang den Song „Empire“, sicherlich nicht zuletzt aufgrund seinen Mitwirkens ein echter Höhepunkt mit einem kräftigen Alan Parsons Project Stempel. Sehr flockiger Song, der auch Ansätze von spacig-atmosphärischen Keyboards vorweist.

 

Diese Keyboards bedient bei „Age of Atom“ Geoff Downes, bei „Trail of Tears“ Patrick Moraz und bei „Escape Velocity“ gar Dream Theater-Virtuose Jordan Rudess. Die Songbreite reicht von weitgehend entspannt bis flippig gemäßigt. Eben Trademarks, die man auch von Yes her kennt und schätzt.

 

Beim Abschluß „Written in the Centuries“ gibt sich letztenendlich Jon Davison die Ehre. Aktuell (?) der Frontmann von Yes und hauptsächlich hier mit mehrstimmigem Chorgesang auftretend. Der Einsatz von Streichern kommt zum Ende hin ebenso zum Tragen wie leicht crazy anmutende Gitarrenelemente.  

 

Billy Sherwood bietet mit „Citizen“ ein ambitioniertes Konzept-Werk, fernab von Pomp und Glory. Eher unaufgeregt und punktgenau auf seine Gäste zugeschnittene Songs, die den Hörer nicht überfordern, trotzt mancher vertrackter und nicht ganz so einfach zu konsumierender Parts. Der geneigte ProgRock-Hörer, der eher auf Melodien denn auf technisches Gefrickel steht, findet sicherlich Gefallen an den meisten Songs und Billy Sherwood's Stimme kann sich tadellos hören lassen. Freunde der Musikkunst....es wäre mal Zeit für einen Besuch bei „Citizen“. 



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